Nach meiner Eingehtour treffe ich am Sonntag-Nachmittag in Zermatt ein. Ich checke in der empfehlenswerten Jugi (relativ zentrale und ruhige Lage, praktische Einrichtung, freundlich Bedienung) und geniesse zunächst eine ausgiebige Dusche. Mir und der Umwelt zu Liebe übergebe ich meine durchgeschwitzte Wäsche der Waschmaschine. Dann ist es vier und es gibt ein Bier.
Um 1800 trifft Philipp in Zermatt ein. Nach dem Apéro im "Chez Gaby" und dem Znacht in der Jugi, gibts noch einen Schlummi im Bubble.
Wir teilen das Vierbett-Zimmer mit einem Japaner, der heute Nachmittag von Grindelwald kam und am Montag weiter nach Genf reist.
Wir sind schon alle eingeschlafen, als der vierte Zimmergenosse auftaucht, relativ zügig und leise bezieht er sein Bett, doch dann entpuppt er sich als Kampf-Schnarchler ...



Nach dem Frühstück ergänzen wir unseren Proviant im Dorf (Bergführer-Brot von der Bäckerei Fuchs).

Um 0900 brechen wir Richtung Gornergrat auf. Nach fundiertem Kartenstudium haben wir uns entschieden, via Ze Gassen, Grüensee auf den Gornergrat zu wandern.
Wie auf den meisten bisherigen Etappen des Projektes T-H regnet es. Doch im steilen Aufstieg mit schwerem Rucksack spielt es uns keine Rolle, ob wir vom Schwitzen oder vom Regen nass werden. Vorbei an klassischen Walliser-Spycher und knorrigen Arven und Föhren führt uns der zum Teil felsige Wanderweg in die Höhe.
Im Bärghüs Grünsee - knapp über der Waldgrenze - gönnen wir uns eine erste kurze Rast.
Der letzte Anstieg führt über ein riesiges, planiertes Skipisten-Trasse, welches sich ohne Schnee als hässliche Narbe in der Landschaft präsentiert. Philipp äussert sich sinngemäss folgendermassen dazu: Golfplatz ist die schlimmste Landverschandelung (siehe auch hier) - unmittelbar gefolgt von im Übermass planierten Skipisten - Recht hat er!
Anyway - rund 3h nach dem Start stehen wir schliesslich auf dem Gornergrat. Die Dufourspitze versteckt sich in den Wolken, doch können wir in der gewaltigen Gletscher- und Berglandschaft unser Tagesziel - die MonteRosaHütte - ausmachen.
Nach einer stärkenden Suppe im stilvollen Panorama-Restaurant Kulm Gornergrat nehmen wir den Abstieg zum Gletscher in Angriff. Dabei begegnen wir einem Steinbock, der den Pfad erst im letzten Moment freigibt.
Ausserdem realisieren wir, dass es einen etwas einfacheren Weg von Zermatt zum Gletscher gibt: via Riffelberg/Rotenboden passiert man bei 2775 müM den höchsten Punkt, dies haben wir beim Kartenstudium (siehe oben) nicht bemerkt. Wir deklarieren ex post den Gornergrat (3135 müM) als unnötigen höchsten Kulminationspunkt unseres Projektes T-H! Philipp und ich kommen gut mit dieser Erkenntnis zurecht, denn neben den 360 zusätzlichen Höhenmetern Auf- und Abstieg bescherte uns dieser Umweg einen hoffentlich nachhaltigen Erfahrungszuwachs betreffend Variantenwahl und vor allem eine unvergessliche Begegnung mit einem Steinbock.
Je näher wir dem Gletscher kommen, je abweisender wird die Umgebung: der vom Gletscher rundgeschliffene Untergrund bietet betreffend Tritt sehr guten Halt, erfordert aber in den steileren Passagen auch viel Vertrauen in die Schuhe. Die mächtigen Felsenbrocken und die kleineren, schiffrigen Schuttbrocken, welche der Gletscher beim Rückzug hier liegen liess, sind kantig und bilden einen krassen Gegensatz zum runden Untergrund. Die karge Vegetation, ein gewaltiger Gletscherbach, die kolossalen Bergriesen, aber auch die vom G letscher gekühlte Luft und natürlich der Gletscher selbst - alles lässt in einem die Frage aufkommen: "Gehöre ich hierhin - was mache ich hier?" Mit dem Betreten des Gletschers, gibt man sich die Antwort selbst: "Ich will die gewaltige Kraft der Natur spühren und zwar so, dass ich als winziger Bestandteil derselben darin überlebe"
Genug Philosophie - das Eis auf dem Gornergletscher ist griffig, so dass wir auf das Montieren der Steigeisen verzichten. Auf sanfter Neigung steigen wir geschätzte 100 Hm ab, wir sehen unglaublich dimensionierte Gletschertische. Dann weisen uns die Markierungen über eine knapp 50 m hohe Mittelmoräne. Auf dem Grenzgletscher passieren wir Schmelzwasserbäche, welche in zum Teil furchteinflössenden Spalten verschwinden. Wir betrachten fragile und stabile Schneebrücken, schreiten über Emmentalerlöcher im Eis (sogenannte Kryoconitlöcher) und Rillen (Foliation).
Schliesslich verlassen wir den Gletscher und über einen Bergpfad - vorbei an den Überresten der alten MonteRosaHütte - erreichen wir die futuristisch anmutende neue MonteRosaHütte, das autarke Bauwerk im hochalpinen Raum.
Wir beziehen unsere Kojen und die eigentümliche Einteilung entpuppt sich als recht praktisch, es ist ausreichend Platz für Gepäck und Kleider vorhanden und auch bei Vollbelegung steht man sich nicht gegenseitig auf den Füssen.
Philipp Werlen - unser Bergführer - trifft kurz nach uns ein. Bei einem kühlen Bier auf der Sonnenterrasse besprechen wir die Tour.
Schon bald gibt es Nachtessen (Suppe, Salat, Mais an pikant gewürztem Ragout, Glace) und dann ist ziemlich schnell Bettruhe angesagt.


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Profil
T H 11 Zermatt MonteRosaHuette Profil
Statistik
Länge: 13,4 km
rauf: 1722 Hm
runter: 545Hm
Zeit: 7,5h