Am Vorabend zeigte Fredi im Eiffeltürmli "Coffee and Cigarettes" von Jim Jarmusch. Das liess ich mir natürlich nicht entgehen ... Mit einem ziemlich grossen Schlafmanko traf ich also am Samstagmorgen Philipp. Dösend reisten wir nach Bellinzona.
Die Wetterprognose hatte 5° angekündigt, mir kam es allerdings sehr viel kälter vor. Auch die steinhart gefrorenen Wasserlachen deuteten auf sibirische Verhältnisse hin, doch Philipp bestand darauf, es sei 5°.
Vorbei am Schwimmbad und an der leeren Eisbahn joggten wir gemächlich zum Ticino. In der Ferne sahen wir unser erstes Zwischenziel: den gewaltigen Antennen-Mast des Senders Monte Ceneri, der immerhin 220m hoch in den Himmel ragt. Vorerst genossen wir jedoch die flache Strecke nach Giubiasco. Dann gings auf verschneiten Pfaden stetig bergauf. Joggingschuhe, Schnee und steiles Gelände sind nicht unbedingt die idealste Kombination - in einigen Passagen liessen wir etwas mehr Vorsicht walten, wir wollten schliesslich nicht in der Zeitung unter "Unfälle und Verbrechen" erwähnt werden. Zwischendurch genossen wir die spektakuläre Aussicht durch die lichten Kastanienwälder auf die Magadinoebene und den Langensee. Nach 800Hm erreichten wir mit ziemlich kalten Füssen die Antennen-Anlage. Wir wurden mit einem Kalenderblattbild empfangen: Sonnenschein, strahlend blauer Himmel, glitzernder Schnee und eine Gruppe Rehe, welche wenige Meter neben uns querte.
Im Abstieg nach Isone verpassten wir den Weg - querwald schlitterten wir von Baum zu Baum. Die Kaserne liessen wir links liegen, im verschlafenen Dorf war niemand anzutreffen, wir stärkten uns am mitgenommenen Proviant und nahmen die nächste Steigung in Angriff. Wir waren nun wirklich froh um die Kartenauschnitte, welche wir ausgedruckt hatten, da die Wanderwege hier nicht so offensichtlich angeschreiben sind. Um wieder auf den rechten Weg zu gelangen, mussten wir in der Falllinie rund 100Hm rauf. Gemütlich rollten wir dann Richtung Gola die Lago und als wir wir den Lago di Lugano sahen, kamen Glücksgefühle auf. Die Schneedecke wurde zunehmend dünner. Mit leichten Schritten näherten wir uns unaufhaltsam Tesserete.
Nach einer stärkenden Pause beim Migros, nahmen wir das letzte Stück Richtung Lugano unter die Füsse. Durch den leicht coupierten Bosco Fontanisce joggten wir wacker unserem Ziel entgegen. In Canobbio wurde unsere Geduld nochmals auf eine harte Probe gestellt. Nachdem wir bereits zwei Mal in einer Sackgasse gelandet waren - und wieder mühsam bergauf zurück mussten, hatten wir beim dritten Mal die Schnauze voll und stiegen durch private Gärten südwärts.
Auf der wenig attraktiven Hauptstrasse setzten wir zum Finish an. Nach beinah 6.5h trafen wir glücklich und noch relativ fit im Bahnhof Lugano ein.
Im Piccobello deckten wir uns mit Bier ein und machten uns auf die Heimreise.


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Höhenprofil

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Distanz: 36.3km
Höhenmeter: +1513m/-1427m
Zeit: 6:25h